Dieses Tutorial wird nicht mehr gewartet und ist unter dem Titel Intervalle (Namen, Größe und Bestimmung) und Intervalle (Namen, Größe und Bestimmung als Video-Einheit) auf der OER-Lernplattformen für Musik Open Music Academy für die gemeinsame Arbeit freigegeben worden.

Intervalle bestimmen

von Ulrich Kaiser



Töne und Intervalle

Einen einzelnen Ton in der Musik kann man sich vorstellen wie eine einzelne Farbe in der Malerei. Wenn der Ton c zum Beispiel rot wäre, könnte der Ton e = grün und der Ton g = blau sein. Werden die Töne nacheinander wie einzelne Farben verwendet, hören wir eine Melodie:

Jeder Ton wird mit einer Taste auf dem Klavier gespielt. Allerdings gibt es mehr als drei Töne, auf der Klaviatur oben sind viel mehr Tasten/Töne zu sehen. Wiederholt sich auf der Tastatur die Anordnung der Tasten, wiederholen sich auch die 7 Töne in einer höheren oder tieferen Lage. Der 8. Ton oben wäre daher wieder ein c (bzw. ein roter Ton mit etwas hellerer Farbe), der dem 1. Ton sehr ähnlich ist. Ergänze die fehlenden Notennamen auf der Tastatur:

Zwei Töne, die nacheinander oder zusammen gespielt werden heißen: Intervall (von lat. intervallum = Zwischenraum). Der Namen eines Intervalls lässt sich aus der Anzahl der Töne herleiten, die das Intervall umfasst. Das kleinste Intervall umfasst nur einen Ton (also den Abstand eines Tons zu sich selbst). Dieses Intervall heißt Prime (von lat. primus = der erste). Das Intervall der Sekunde umfasst zwei Töne (von lat. secundus = der zweite), die Terz drei Töne (von lat. tertius = der dritte) usw. Die folgende Tabelle zeigt die Abstände der Töne und die dazugehörigen Intervallnamen:

Ein Intervall könnt ihr über die Tonnamen und Finger bestimmen: Wenn man von d z.B. eine Quinte aufwärts ausrechnen möchte, zählt man von d = 1 aus (= Prime). Von diesem d aus unter Zuhilfenahme der Finger fünf Töne aufwärts gerechnet (d = 1, e = 2, f = 3, g = 4 und a = 5) führt zu einem a, die Quinte über d heißt daher a:

Ein weiteres Beispiel: Wenn man die Quarte (›der vierte‹) unter g wissen möchte, muss man vier Töne rückwärts zählen: g = 1, f = 2, e = 3 und d = 4. Die Quarte unter g heißt d.
Anstelle von Tonnamen und Fingern kann man die Intervalle auch durch Zählen der Tasten einer Tastatur ermitteln:

Für das Ausrechnen einer Quinte aufwärts von dem Ton f aus beginnt man also mit der Taste f = 1. Die Quinte über f heißt daher c:

Für das Ausrechnen einer Sexte abwärts von dem Ton f aus beginnt man wieder mit der Taste f = 1. Die Sexte unter f heißt daher a:

Und für das Ausrechnen einer Septime aufwärts von dem Ton e aus beginnt man mit der Taste e als 1. Die Septime über e heißt daher d:

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Reine, kleine, große, verminderte und übermäßige Intervalle

Bei den sogenannten diatonischen oder natürlichen Intervallen − also bei den Intervallen, die sich mit den weißen Tasten des Klaviers bilden lassen − unterscheidet man zwischen reinen, kleinen und großen sowie verminderten und übermäßigen Intervallen.

reine Intervalle kleine und große Intervalle vermindertes Intervall übermäßiges Intervall
Prime, Quarte und Quinte Sekunde, Terz, Sexte und Septime Quinte Quarte
3 x 8 x 1 x 1 x

In der Tabelle ist zu sehen, dass sich mit den weißen Tasten nur drei reine Intervalle spielen lassen: Prime, Quarte und Quinte.
Acht Möglichkeiten gibt es hingegen für große und kleine Intervalle: kleine und große Sekunde, kleine und große Terz, kleine und große Sexte sowie kleine und große Septime.
Jeweils einmal gibt es nur ein vermindertes oder übermäßiges Intervall: die verminderte Quinte und die übermäßige Quarte.

Das Ausrechnen von Primen, Quarten, Quinten, Sekunden und Septimen ist dabei recht einfach:

  • Von allen Stufen der Tonleiter aus (c, d, e, f, g, a und h) sind Primen, Quarten und Quinten rein. Ausnahme bilden die Quarte über sowie die Quinte unter f (also die Quarte über und die Quinte unter der vierten Tonleiterstufe).
  • Von allen Stufen der Tonleiter aus sind Sekunden groß und Septimen klein. Ausnahmen bilden Sekunden und Septimen, die sich mit den Tönen e-f und h-c, also mit den ›natürlichen‹ Halbtonschritten bilden lassen (das sind die Tonleiterstufen 3-4 und 7-8 in Dur bzw. 2-3 und 5-6 in Moll). Die durch natürliche Halbtonschritte gebildete Sekunden sind klein, Septimen sind groß.

Recht einfach sind die obigen Fälle, weil man sich Regeln merken kann (Prime, Quarte, Quinte sind rein / Sekunden groß und Septimen klein) und Abweichungen sich als Ausnahmen verstehen lassen (Quarte über und Quinte unter dem 4. Ton sowie Intervalle mit natürlichen Halbtonschritten). Größere Schwierigkeiten macht es manchmal, die exakte Größe von Terzen und Sexten zu bestimmen. Welche Terzen und Sexten groß und welche klein sind, lässt sich über ein Hilfsmittel, den ›Intervall-Käfer‹ erinnern:

Merkregeln

  • Von den Tönen f, g und c aus (= 1., 4. und 5. Tonleiterstufe) sind alle Terzen und Sexten aufwärts groß.
  • Von den Tönen e, a und h aus sind alle Terzen und Sexten aufwärts klein.
  • Vom Ton d aus ist die Sexte aufwärts groß und die Terz aufwärts klein.

Und was muss man machen, wenn man Terzen oder Sexte abwärts bestimmen möchte? Dann hilft das Wissen um die sogenannten Komplementärintervalle. Als Komplementärintervalle werden zwei Intervalle bezeichnet, die sich zu einer Oktave ergänzen wie zum Beispiel Quinte und Quarte, kleine Terz und große Sexte oder kleine Sexte und große Terz. Das folgende Diagramm veranschaulicht den Sachverhalt:

Will man also die Sexte unter e wissen, rechnet man einfach die Terz über e. Mithilfe des Intervall-Käfers weiß man, dass diese Terz klein ist (rechte Käferseite) und kann daraus schließen, dass die Sexte unter e groß ist.
Oder man möchte die Terz unter f wissen. Dann bestimmt man einfach die Sexte über f, die groß ist (linke Käferseite) und weiß anschließend, dass die Terz unter f klein ist.

Zusammenfassung

Der folgende Diagramm fasst die Vorgehensweise zur Bestimmung diatonischer Intervalle (also der Intervalle, die sich mit den weißen Tasten bzw. den Tönen einer Tonleiter bilden lassen) zusammen:

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